Pinar
del Rio Stadt Vinales
Tal und Umgebung |
Die Cubaner nennen diese
Stadt –- Aschenbrödel Stadt-– weil sie angeblich ihre absolut ärmste Stadt sei. Nicht nur die Stadt heisst so, die ganze Gegend heisst
Pinar del Rio. Dort wird hauptsächlich Tabak angepflanzt und heute
erzähle ich euch vom Besuch des Tal Vinales und dem
Besuch in der Stadt. Das Abenteuer beginnt Bereits früh am Morgen, bevor die Sonne aufging waren
wir auf dem Flughafen von Varadero. Das heisst wir
waren 9 Personen und die Reiseleiterin, Vivien die ausgezeichnet deutsch
sprach. Sie führte uns auf das Flugfeld, abseits der grossen Flugzeuge in
Richtung von –aus unserer Sicht– museumsreifen Flugmaschinen. Dort bestaunten wir eine alte zweimotorige Tupolev. Vivien ermunterte uns alle zum Einsteigen, damit
wir den Tag gut nützen können ohne Zeitverlust. Da erst begriffen wir
Touristen, dass wir tatsächlich mit diesem Vehikel fliegen sollten. Nur zögerlich stiegen wir die Treppe hinauf, direkt in
den Bauch der Maschine. Da mein Schatz und ich fast als letzte eingestiegen
sind mussten wir an einem Platz sitzen wo es kein Fenster hatte. Na ja, es
war ja auch ein ganz altes Flugzeug und hatte nur spärlich und ganz kleine
Fernster. Also der Start war bilderbuchmässig
für eine so alte Maschinen und wir staunten alle.
Der Lärm den das Flugzeug machte war aber gewaltig, um einander zu verstehen
mussten wir recht laut sprechen. Eine junge Stewardess servierte uns Cocacola und Mineral, jedes erhielt noch 2 Täfeli, –lacht
nicht-, das ist so üblich bei solchen Inlandflügen, wurde uns mitgeteilt. Ehrlich gesagt wir haben auch geschmunzelt. Nun durften immer zwei Personen miteinander in die
Führerkabine zu den Piloten. Da war die Überraschung gross. Diese kleine, alte -Kiste– wurde von sage und schreibe 5
Personen geflogen. Da war der Flugkapitän, Co-Pilot, Flugingenieur,
Bord-Mechaniker und der interessanteste Mann war der Navigator. Der Navigator sass in einem
winzigen Raum hinter dem Flugkapitän und navigierte wie zu Grossvaters Zeiten mit Zirkel, Bleistift, Lineal und
Flugkarte. Das war interessant zuzuschauen wie der Navigator dem
Flugingenieur ab und zu einen Zettel reichte – dieser gab den Zettel dem
Co-Piloten und dieser las die neuen Koordinate ab und stellte die
entsprechenden Fluginstrumente auf die erforderlichen Zahlen ein. Die Aussicht vom Cockpit über die Landschaft von Cuba
war wunderschön, den der Pilot flog ziemlich tief. Einblick – Ausblick Als wir wieder an unserem Platz sassen
bekam ich kalte Füsse, denn es hatte Zugluft. Es ist ja bekannt, dass selbst bei geringer Flughöhe
die Luft schon sehr kalt werden kann. Aus lauter Neugierde betastete ich die
Wandverkleidung vor unseren Sitzen, denn das grüne Tuch hatte sich ein wenig
gelöst und flatterte in der Zugluft. Ob ihrs nun glaubt oder nicht, hinter dem Tuch war
nichts. Das heisst keine feste Wand. Wenn ich das Tuch anhob, konnten mein
Schatz und ich direkt auf ein Kabelgewirr und ein Rad des Flugzeuges sehen.
Nun war mir klar, warum ich so kalte Füsse hatte.
Der gesamte Flug und die Landung war aber Tipp Top. Bei Pinar del Rio hat es keinen privaten Flugplatz, der
vorhandene Militärflugplatz wird aber ab und zu für Touristen freigegeben.
Wir wurden da direkt mit einem mehrplätzigen VW-Busstransporter
abgeholt, mit recht grosser Distanz zum
Flughafengebäude. Besuch einer Bauernfamilie Nun ging die Fahrt los, durch eine abwechslungsreiche
Landschaft mit auffallenden Erdfarbveränderungen. Es hat Gegenden da ist die
Erde kohlenschwarz, dann ist sie ganz hellbraun und dann wieder normal braun
wie auch bei uns, dann hat es Gegenden da ist die Erde richtig
dunkelziegelrot. Natürlich musste ich diese Erde auch mit den Fingern spüren
und riechen. Jede Erde hat einen anderen Geruch aber wenn man sie durch die Finger
rieseln lässt ist sie gleichermassen bröckelig. Im Vinales Tal besuchten wir
eine Bauernfamilie. Natürlich wurde uns nicht der allerärmste Bauernhof
gezeigt. (Wenn Touristen unser Land bereisen wird ihnen in der Regel auch ein
Modellhof gezeigt) Vergleichen kann man diesen Bauernhof und das Leben,
das diese Leute dort führen natürlich nie mit unseren Begriffen was ein
Bauernhof hier bei uns ist. Alles war blitzsauber,
es hatte ausser der Haustüre,
überhaupt keine Türen und fast keine Fenster. Es hatte wohl Fensteröffnungen
aber dort keine Fensterscheiben. Die Schlafräume waren mit Tüchern vom
Wohnzimmer, das auch Küche ist, abgetrennt. Nun in einem solch warmen Land ist das ja auch nicht
nötig. Also Strom haben wir nirgends gesehen, dafür aber Kerzen
und Öllampen. Die Familie besteht aus Grosseltern,
Vater + Mutter, eine Schwester des Vaters und drei Kindern. (Die waren gerade
in der Schule) Dann bevölkern noch 1 Schwein mit Nachwuchs, 1 Kuh,
Hühner, Truthahn, 1 Hund und 2 Katzen
dieses Anwesen. Alle Tiere laufen frei in der Gegend umher und holen sich ihr
Futter selbst, sie kennen die Stimmen der Bewohner und kommen nach Hause wenn
der Bauer oder die Bäuerin rufen. Dort haben sie eine wunderschöne –Hoschtet-.
Es hat Mandarinen, Orangen, Bananen und
noch andere für uns exotische Früchte. Viele dieser Früchte können sie das
ganze Jahr über ernten. Das allerwichtigste ist aber die riesige Tabakplantage.
Zur Erntezeit wird von den Schulkindern geholfen und zwar ganze Klassen
werden da eingesetzt. (Als Arbeitsabgeltung für die Gratisschulen,
Schuluniformen, das Essen usw. sowie zu Erziehungszwecken) Nach der Besichtigung des Bauernhofes fuhren wir nun
ins Dorf um uns mit einem guten einfachen cubanischen
Essen zu stärken. (Kartoffeln, Hühnerfleisch, Salat und Reis) In der Dorfschule Nun besuchten wir die Dorfschule. (Die über 50jährigen Leser können sich
vorstellen sie wären wieder in der ersten Klasse) So präsentiert sich das äussere
und innere der Schule: Alles ist blitzsauber und aufgeräumt, die wenigen
Utensilien sind genauestens aufgereiht, mangels Schrank auf einem Tischchen.
Es hat Schulpulte wie zu Gotthelfzeiten bei uns und
da zuwenig Papier vorhanden ist und Schiefer auch
kostbar und rar ist müssen die Kleinsten immer zu zweit eine Schiefertafel
benutzen. (ohne Holzrahmen) Die Kreiden und Bleistifte werden bis zum kleinsten
Stummelchen verbraucht. Farben gibt es nur ganz selten zu gebrauchen, denn
Farben sind für die Schulen ein Luxus und werden dementsprechend genauestens abgezählt
und nur für wirklich sinnvolle Arbeiten eingesetzt und verteilt. Nach dem
Gebrauch werden sie wieder eingesammelt und weggeräumt. Interessant ist aber, dass die cubanischen
Kinder wissen wo die Schweiz ist und in Sachen Geografie wird die Schweiz
nicht mit Schweden verwechselt. (amerikanische Kinder wissen selten wo die
Schweiz ist und meinen oft dass, das Schweden sei) Nach dem Besuch der Schule machten wir uns auf den Weg
in die Stadt um eine Zigarrenfabrik zu besuchen. Das ist fast ein muss, wenn man dann schon in Pinar del Rio ist. Es ist erstaunlich wie schnell und gekonnt diese Leute
die Zigarren rollen. In einem Raum sassen ca. 80
Leute und alle waren damit beschäftige die berühmten Havannas herzustellen.
Im Raum war es sehr heiss und es roch würzig nach den Tabakblättern. Gerade
hier in diesem Raum und dann auch in der Stadt war die Armut der Cubaner augenfällig. Das was mir aber sofort aufgefallen ist, ist dass die Cubaner wissen wozu Wasser da ist. Arm sein bedeutet
nicht gleich dreckig und verwahrlost zu sein, jedenfalls nicht für die Cubaner. Obschon sie fast keine Körperpflegemittel
besitzen, eine Seife ist Luxus und
sehr begehrt, pflegen sie ihren Körper
halt nur mit Wasser. Jedenfalls für meine Nase riechen die Cubaner mit ihrer Natürlichkeit viel besser als wenn ich
in Bern vom aufdringlichen Parfumgeruch verschiedenster Leute belästigt
werde. Ein Erlebnis ist mir in meinem Gedächtnis besonders
haften geblieben. Bevor wir uns mit dem VW-Bus auf die Rückfahrt zum
Flughafen machten gab es noch einen Halt bei einem Restaurant um unseren
Durst zu löschen. Ich hatte immer einen kleinen Rucksack bei mir und da
waren immer Kleinigkeiten zum Verschenken darin. Freudentanz eines kleinen Jungen Auf der Strassenseite
gegenüber dem Restaurant stand ein kleiner Junge und schaute neugierig und
sehnsüchtig hinüber, traute sich aber nicht her. Ich wühlte in meinem Rucksack aber leider war er schon
leer. Mein Schatz schaute auch in seinen Taschen nach und wurde fündig. Eine
gutriechende Seife, eingewickelt in ein Papiertaschentuch war noch vorhanden.
Ich überquerte die Strasse und ging zu dem Jungen,
streckte Ihm das Geschenk entgegen. Ungläubig schaute er mich an und nur sehr
zögernd nahm er das Geschenk an. Er schaute sich die Sache an ohne das
Papiertaschentuch zu öffnen, schnupperte an dem Stück und dann strahlte er
wie wenn die Sonne gerade wunderschön aufgehen würde. Ich habe noch nie ein
Kind so strahlen gesehen. Das war überwältigend, alle die da waren und das
gesehen haben waren richtig gerührt. Der Junge tänzelte sich immer wieder
drehend und an der Seife riechend die Strasse
herauf und konnte nicht aufhören zu jubeln. Das war wohl ein Kind das noch
nicht vielen Fremden begegnet ist. Und das
Ende der Geschichte Die Fahrt zum Flughafen verlief ruhig, die meisten
hingen ihren Gedanken nach und allgemeine Schläfrigkeit machte sich breit. Unsere Tupolev stand bereit
und los ging’s. -Meinten wir-. Wir waren auf dem Rollfeld bereit zum Start, die
Motoren heulten und das Flugzeug beschleunigte rasch. Aber dann wurden die
Motoren und der Lärm leiser und langsamer und plötzlich standen wir wieder
auf dem Startplatz wo wir eingestiegen waren. Die Erklärung kam sofort : Da das ein Militärflugplatz sei habe das Militär
Vorrang und die hätten nun halt eine unangekündigte Übung. Das heisse nun für uns alle Abwarten und Tee trinken. Der
Chauffeur, der uns den ganzen Tag umhergeführt hatte machte sich mit dem VW
davon und erschien nach einiger Zeit mit einer Kiste Bier und Mineral sowie
mit Orangen und Bananen. Der Pilot informierte uns, dass er nicht wisse wie
lange wir warten müssen, das könne zwei Stunden oder noch länger andauern, jetzt heisse es
einfach warten. Da es sehr heiss war wurden Decken über die Flugzeugflügel
gehängt damit fast alle im Schatten sein konnten. Zwei ältere Paare sassen im VW, denn dort lief die Kühlung. Alle anderen,
inklusive die Flugzeugcrew sassen auf der
Flugzeugtreppe oder ganz einfach am Boden. Das waren teils besinnliche und
teils sehr lustige Momente, die Piloten, Vivien und der Chauffeur gaben ihr bestes um uns zu unterhalten. Die Zeit verging im Nu und plötzlich durften wir
starten. Zweieinhalb Stunden haben wir auf diesem Flugplatz verbracht, uns
erschien es aber viel kürzer. Das Ende dieser Geschichte ist ersichtlich, alle sind
wir wohlbehalten in Varadero angekommen und ich
gestehe solche Abenteuer sind genau das was ich so richtig geniesse. © Copyright 2002 by Veronika Schneider |
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